Ein schöner kurzer Artikel falls einem beim Retten der Autoindustrie mal langweilig werden sollte. Bin gespannt, wie es ausgeht.
Das Referendum wurde angenommen.
JAAA MAAN! GEIL. GEIL GEIL GEIL!
Die Stadtplanung in Paris ist ein Hoffnungsschimmer in diesen verdammt tristen Tagen.
Ich war gestern mit dem Fahrrad in Strasbourg und es ist wirklich beeindruckend, was die sich an neuer Radinfrastruktur gebaut haben. Ich konnte durch die ganze Stadt bis in die Innenstadt und woanders wieder raus auf dedizierten und breiten Radwegen fahren. Und das wurde auch fleißig genutzt. Dazu gibt es einen Plan, wie schmutzige Autos aus den Städten verbannt werden sollen, bei uns in DE die Ohren schlackern würden. So dürfen z.B. alle vor 1997 zugelassenen nicht mehr fahren. Bei hohen Feinstaubwerten gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen und härtere Fahrverbote und es gibt auch “Carpool-Lanes”, also Spuren, die nur von Autos mit mehreren Insassen befahren werden dürfen.
Dazu gibt es einen Plan, wie schmutzige Autos aus den Städten verbannt werden sollen, bei uns in DE die Ohren schlackern würden. So dürfen z.B. alle vor 1997 zugelassenen nicht mehr fahren.
Jepp, Das bekommt man hier nicht durchgesetzt. Ich kann das “A-aber der Bestandsschutz! Und ich wohne da drüben, ihr könnt mich hier nicht aussperren!”-Gebrülle jetzt schon hören. 🫨
Wobei… mich würde mal interessieren, wie viele alte Autos in DE auf den Straßen rum fahren. Ich weiß, dass das Durchschnittsalter irgendwo bei 10 oder 12 Jahren liegt. Aber bspw. wie viele 20 Jahre alte Autos fahren noch? Wie groß ist der Anteil an der Gesamtmenge der PKWs? usw.Das KBA hat diese Statistik für dich:
Aber Achtung: Du siehst hier auch den Effekt der Abwrackprämie von 2009, wo dann mind. 9 Jahre alte Fahrzeuge per Prämie aus dem Verkehr gezogen wurden. Bei 2021-2009+9 kommst du auf ein Fahrzeugalter von 21 Jahren zum Startpunkt der Statistik. Damals wurden fast 2 Millionen Fahrzeuge abgewrackt - das passiert aber jetzt nicht mehr in dem Ausmaße, gerade weil der Gebrauchtwagenmarkt immer noch völlig bekloppt ist und ist natürlich ein deutscher Sonderfall, der so in Frankreich nicht gilt.
Und Frankreich ist da auch härter, was das Nachbessern betrifft. So sind z.B. Euronorm 4-Diesel in Paris nicht mehr erlaubt, was grob die Baujahre 2006-2011 sind.
https://www.fulli.com/de/aktu/funktionierende-critair-vignette-emissionsarme-zone-in-frankreich https://www.cec-zev.eu/de/themen/auto/franzoesische-umweltplakette/
Diese “Abwrackpräme” war ja nichts anderes als eine Förderung der Autoindustrie…
Und diese vermeintlichen “Umweltzonen” sind das ebenso. Mit einem 20 Jahre alten VW Lupo darf man dort nicht reinfahren, mit einem neuen fetten Porsche Cayenne aber schon. Dabei liegen die SUVs durchaus beim CO2-Ausstoß in der Region des alten Lupos und ob sie weniger Feinstaub produzieren, ist bei deren großen Reifen auch fraglich. Aber die Reifen werden zum Feinstaub nicht dazugezählt…
Meiner Meinung nach sollte man eher Anreize setzen, damit die Autos nicht immer noch größer und schwerer werden, aber jegliche Maßnahmen, die die Politik trifft, dürfen natürlich die aktuellen Autopaletten nicht betreffen, da man sonst der Autoindustrie zu sehr auf den Fuß steigen würde.
Leider tritt genau das Gegenteil ein: Durch die Maßnahmen werden für die Autoindustrie die Kleinwägen zunehmend uninteressant, da deren Gewinnspanne zu gering wird (obwohl sie wahrscheinlich immer noch groß genug wäre).
Vielen Dank für die Grafik! 😘
Ich hatte mal danach gesucht, aber nicht gefunden.
Ein alter Kleinwagen kann trotzdem besser sein, als ein neuer SUV.
“Carpool-Lanes”, also Spuren, die nur von Autos mit mehreren Insassen befahren werden dürfen
Das Schild dazu sieht lustig aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Personenkraftwagen_oder_Krafträder_mit_Beiwagen,_die_mit_mindestens_drei_Personen_besetzt_sind_-_Mehrfachbesetzte_Personenkraftwagen,_Sinnbild_nach_§_39_StVO,_StVO_2020.svg
Ich hab so ein Schild ehrlich gesagt noch nie irgendwo in Deutschland im Einsatz gesehen. Gibt es irgendwo überhaupt so eine Spur?
Paris und Barcelona machen es vor, Deutschland muss nur nachziehen.
In Deutschland war das bisher so weit ich weiß nur schwierig möglich, weil die StvO da sehr viel vorschreibt, sodass Städte/Kommunen gar nicht viel Spielraum haben. Und die StVO muss eben auf Bundesebene geändert werden. Und für Änderungen auf Bundesebene braucht es einen Konsens zwischen vielen Parteien sowohl im bundestag als auch Bunderat. Die (Bundeds-) CDU sagt dann nein, und das wars.
Man müsste dafür mal innerhalb der CDU kämpfen, sonst wird es schwierig. Alternativ müssten SPD, Linke und Grüne so stark und überzeugt davon sein, dass sie es durch beide Instanzen bringen können. Das sehe ich aktuell und auch in Zukunft nicht.
Das Problem ist nicht auf die StVO beschränkt, sondern beschreibt grundsätzlich jeden Sektor und dessen Probleme, sobald es um die öffentliche Verwaltung geht. Siehe Bildung.
Ich habe kürzlich gesehen, dass in Hannover zumindest Straßen zurückgebaut werden, also von zweispurig auf einspurig in der Stadt, dafür mehr Platz für Fußgänger und Geschäfte. Ein Ansatz in diese Richtung würde glaube ich schon viel bewirken. Natürlich vollkommen richtig, dass die Partei der Autolobbyisten alles andere als wohnbare Städte schaffen will…
Münster macht es, aber da sind die Grünen stärkste Kraft und ser CDU Ortsverband würde von anderen CDUler als linksextrem bezeichnet werden, da man Fahrräder nicht blockiert.
Die Niederlande machen es Jahrzehnte vor, machen wir trotzdem nich nach. Oder die Portugiesische Drogenpolitik
Ja, aber dann müsste man auch halt erstmal die richtigen Parteien wählen. Mit CDU geht da schonmal gar nix.
In Hannover wurde in dieser Legislaturperiode gezeigt, dass mit der SPD auch nicht viel geht. Der grüne Bürgermeister wollte die Verkehrswende vorantreiben, die SPD hat lieber die Koalition aufgekündigt …
Die SPD schielt auch gerne mit einem Auge zur CDU. Siehe Berlin, Hamburg,…
Wollen wir nicht, machen wir nicht, haben wir noch nie so gemacht.
Gruß, Ihre Rentner.
Gestern im DLF wurde gesagt das an den letzten referenden in Paris immer nur so 5-7% Wahlbeteiligung war. Das find ich total verrückt. Also auch erstaunlich das die autolobby da scheinbar garnicht mobilisieren konnte.
Kann gerade nur was zu einem Referendum über E-Roller finden, da waren es um 7,5%. Was die Autolobby angeht, die meisten die in Paris Auto fahren wohnen in den umliegenden Gemeinden und dürfen bei dem Referendum nicht abstimmen, die Mobilisierung findet dann eher auf anderen Ebenen statt. Vergleiche zum Beispiel mit Deutschland, wo Bundesgesetze es nicht erlauben, innerorts überall ein Tempolimit von 30 zu haben (wobei ich meine, dass das gerade geändert wurde).
Wo es um die SUV extra parkgebühren ging haben auch nur 6% abgestimmt.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/paris-suv-abstimmung-100.html
Und bei der Abstimmung gestern waren es 4%.
Uninformierte Mutmaßung: Vielleicht ist die französische Autoindustrie auch nicht vergleichbar groß, einflussreich und/oder konservativ wie in Deutschland.
Ich finde in dem Zusammenhang auch das eigentliche Verfahren spannend: Wie wurden diese 500 Straßen (von insgesamt laut SZ mehr als 6000) ausgewählt, wer hat die Berechtigung abzustimmen, gibt es eine absolute oder relative Mindestzahl an Teilnahmen, inwieweit ist die Stadtverwaltung an das Ergebnis gebunden und wie gerecht ist es wenn die Mehrheit der Bevölkerung einer Millionenstadt mit wahrscheinlich gleichem Stimmtgewicht über die Köpfe der direkten Anwohnerinnen dieser Straßen entscheiden kann? Welche Tedenzen zur Befürwortung oder Ablehnung gibt es in gesellschaftlichen Gruppen, verlaufen vielleicht anhand von Berufen, Generationen oder anderen Merkmalen Grenzen?
Vielleicht geht die Berichterstattung heute nach 19 Uhr oder schon jetzt an mir unbekannter Stelle dahingehend mehr in die Tiefe.